…oder wie aus Tatar ein Salat wird. Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt, der Spruch hat Bestand und das sogar beim kochbloggen und blogkochen. Klingt komisch? Ist aber so.
Es begab sich also zu der Zeit, als ich für mich alleine kochte, da Herr Mestolo es vorzog, seine Beine in der Nordsee und seine Seele am Strand baumeln zu lassen. Es war ihm gegönnt, wirklich. Nur, ich stand dann hier alleine mit unserem meinem Kochblog (Herr Mestolo sagt immer „unser“, nur die ganze Arbeit 😉 damit, die hab‘ ja ich…).
Nun, ich alleine zu Hause, verstrohwitwet, doch ein Kochblog will gefüttert werden, also hatte ich Rezepte gesucht und gefunden, die ich mir abends alleine dengeln mochte, die nicht sooo aufwendig waren und auch in kleinen Mengen herstellbar. Meistens werkelte ich dann abends in der Küche rum, bereitete zu, fotografierte – und aß NIX. Menno, alleine essen ist voll doof. Zum Glück lief ich nicht Gefahr, aufgrund der in weiser Voraussicht angelegten Hüftreserven, vom Fleisch zu fallen. So wanderte denn das Essen oft an diesen Tagen verschmäht in den Kühlschrank und begleitete mich am nächsten Tag zur Arbeit. (Da hab ich’s ja dann auch geggessen.)
Ähm, warum erzähl‘ ich das jetzt? Weiß ich jetzt auch nicht, weil ich wollte ja eigentlich erzählen, wie ich den deutschen Panzanella erfand.
Also, das ging so: Bei eatsmarter fand ich ein Rezept für Forellentatar, das sollte es sein. Eines Abens dann das Tatar gemacht, nett angerichtet auf Pumpernickel, fotografiert. Aber das sah doof aus, fand ich jedenfalls. Nix ging, ich wurde immer unzufriedener und nöliger und hab’s dann letztendlich mittelschwer frustriert mit dem Pumpernickel zusammen in eine Salatschüssel getan – und da: Heureka! Das war’s: ein deutscher Panzanella, quasi Panzanella – Edizione tedesca! Ein Brotsalat, aber mit dem urdeutschesten aller Brote – Pumpernickel. Nochmal etwas hergerichtet und abgelichtet und das sogar dann noch am selben Abend gegessen.
2 Forellenfilets, geräuchert
2 Frühlingszwiebeln (im Orginal-Rezept war’s Stangensellerie)
1 kleine, rote Paprikaschote
1/2 Salatgurke
reichlich Dill
2 EL saure Sahne
Salz
Pfeffer
2 Scheiben Pumpernickel (oder die kleinen Pumpernickeltaler)
Wachtelei(er), gekocht (nach Anzahl der Brote, ein halbes pro Stück)
Die Forellenfilets in ca. 1 cm große Würfel schneiden.
Die Frühlingszwiebeln putzen und in dünne Ringe schneiden.
Die Gurke schälen, halbieren und entkernen und ebenso wie die Paprika in kleine Würfel schneiden.
Das Gemüse mit dem Sauerrahm vermischen und den Dill bis auf einige Dekozweiglein ebenfalls hinzufügen. Salzen und pfeffern.
Vorsichtig die Forellenwürfel dazugeben und vorsichtig unterheben.
Das Forellentatar nun entweder auf den (optional gebutterten) Pumpernickeltalern anrichten oder, wie ich es gemacht hatte, aus normalen Pupernickelscheiben Kreise ausstechen und darauf anrichten. Wenn man die Taler verwendet, ist das wieder wunderbar für ein Fingerfood-Buffet, meine großen Rundlinge hätten Besteck erfordert.
Den restlichen Dill darüberstreuen, ein halbes Wachtelei neckisch darauf andrapieren und servieren. Dann sieht das so aus:
Wenn man jetzt aber unzufrieden damit ist, einfach alles in eine Schüssel geben (inklusive der Brotreste, die vom Ausstechen übrig geblieben sind), das Brot vorsichtig zerkleinern, frech behaupten, das müsste so sein und als Panzanella – Edizione tedesca verkaufen. Fertig. Geschmeckt hat’s auf jeden Fall, sogar alleine.
PS: Echten Panzanella (also sozusagen die Edizione toscana) findet ihr bei Robert.
na ja, es fehlen die Tomaten…..
Um 7 Ecken rum beanspruchen auch die Russen die Urheberschaft an deinem Salat, aber mit dem Pumpernickel hast Du dir ein Plätzchen in der bayrischen Ruhmeshalle Walhalla verdient 🙂
Vor allem das neckische Wachtelei macht es 🙂
Mensch, das Rezept hätte ich gestern gebraucht. Heute morgen habe ich meinem Mann ganz schnöde Räucherforelle, Gurkenscheiben und Pumpernickeltaler in einer Vesperdose mit ins Büro gegeben.
Dein Rezept werde ich mir auf jeden Fall merken, ich bin immer auf der Suche nach Salaten, die gut transportiert werden können und auch noch schmecken, wenn sie bereits am Vorabend vorbereitet wurden.
Ich zöge die vermantschte Schüsselversion vor, sieht viel natürlicher und schmackhafter aus. Als ich Tartar las, dachte ich allerdings an rohe Forellenfilets, damit wär’s vielleicht noch besser?
Also, das ursprüngliche Foto sieht auch lecker aus. 🙂
Bei der zweiten Version gefällt mir der erhöhte Brotanteil allerdings auch besser.
Also mir gefallen beide Varianten. Ich mag ja auch gerne Semmelknödelsalat (kalte Semmelknödel in Scheiben, Vinaigrette, Tomaten, Zwiebeln, Gurken…), dazu etwas Räucherforelle schmeckt bestimmt auch gut. Schöne Anregung!
Das ist dir klasse gelungen! Sieht wunderschön aus!
Alleine essen geht super, aber anders. Bei mir gibts dann Snacks zum guten Buch, oder einen satten Spachtelteller, also was sich mit nur Löffel oder Gabel einfach schaufeln lässt, und dann zum Serienprogramm auf dem Sofa. Überhaupt keinen Spaß machts hingegen solitär am Tisch.
Det mit dem spontanen Appetitverlust nach all der Rumrödelei kenn ich och nur zu gut. Und alleene kochen&essen ist ja (leider) der Normalzustand bei mir. Mir hilft dann immer ein gutes Butterbrot und Kochbuch-Lektüre.
Volle Punktzahl für die super Geschichte!
und mit Matjes hättste die „Edizione Hollandaise“…
Glückwunsch !!!! Dein “ kümmern “ um Deinen / Euren Kochblog ist Dir perfekt gelungen !
Dann kann der Herr Mestolo ruhig seine Beine weiter in der Nordsee baumeln kassen *ggg*
mit diesem Gericht hat er auf jeden Fall etwas leckeres verpaßt !